(Un)praktische Vorraussetzungen für gute Soziale Arbeit

Eine Rückschau der Veranstaltung am 16.10.24 in der Urania, Wien.

Wir möchten hier die wichtigsten Aussagen der Podiumsdiskussion und die spannendsten Ergebnisse aus der AK-Umfrage zur Arbeitssituation der Sozialarbeiter*innen und Sozialpädagog*innen mit ihnen teilen. Wir denken, dass diese nicht nur für die Fachkräfte, sondern auch für die Arbeitgeber*innen und Fördergeber*innen sehr interessant sind. Gerade in Zeiten von Fachkräftemangel und hoher Fluktuation!

Den vollständigen Bericht über die Umfrage-Ergebnisse können sie über die Homepage der AK hier herunterladen. Hier werden einige wichtige Fakten zur AK-Umfrage, die von Kurt Schalek (AK Wien) präsentiert wurde, zusammengefasst:

  • hohe Beteiligung (10 % von den ca. 43.000 Fachkräften)
  • hoher über das vereinbarte Maß hinausgehender Workload in vielen Bereichen (auch für Vollzeitangestellte)
  • 41,4 % beurteilen die Stellenpläne als unzureichend besetzt
  • Resilienz-Faktoren (“was hält Mitarbeiter*innen im Beruf”) sind das Team und die Arbeit mit den Adressat*innen
  • starker Wunsch nach Berufswechsel entsteht, wenn die Resilienz-Faktoren wegbrechen (siehe oben)

Bei der Podiumsdiskussion mit Erich Fenninger (SWÖ), Sandra Frauenberger (Dachverband Wiener Sozialeinrichtungen), Stefan Rudolph (younion), Elias Schaden (ogsa) und Julia Pollak (obds) stimmten alle darüber ein, dass in der Sozialen Arbeit eine hohe Fachlichkeit herrscht, diese aber oft aufgrund des hohen Workloads zu wenig gelebt werden kann.

Ein großes strukturelles Problem stelle die Art der Finanzierung dar. Förderzusagen kommen oft erst im Herbst des laufenden Wirtschafts-Jahres. Selten werden vom Fördergeber Stunden und Personal in dem Ausmaß bezahlt, wie es soziale Dienstleister kalkulieren. Vielen Angeboten fehlt die Planbarkeit aufgrund von Projektfinanzierungen für oft nur 1 bis 2 Jahre.

Erich Fenninger hebt hier die Expertise der Profession hervor und fordert mehr Planungssicherheit für die Soziale Arbeit:

„Wir wissen, was wir brauchen. Wir müssen der Politik & den Fördergebern gegenüber fordernder auftreten und nicht warten was kommt. Wir müssen uns befreien von der Abhängigkeit.“

Julia Pollak verstärkt das Professionsverständnis und fordert entsprechende Rahmenbedingungen:

„Soziale Arbeit ist so viel mehr als ein bisschen reden, oder bei Kindern und Jugendlichen ein bisschen spielen. Wir haben eine Fachlichkeit, wir haben eine Professionalität. (…) Ein Berufsgesetz bringt Klarheit und ermöglicht es von der Fremd- in die Selbstbestimmung zu kommen. Weiterbildungen sollen z.B. kein Goodie der Politik & Fördergeber sein, sondern aus der Profession kommen. Ein Berufsgesetz bringt aufgrund von Registrierungen auch Planbarkeit.“

Wir blicken zurück auf einen spannenden Abend und bedanken uns bei allen, die am Podium und im Publikum mit dabei waren. Danke auch an Ines Stilling (Bereichsleitung Soziales, AK Wien) sowie Bundesminister Rauch für die wohlwollenden Eröffnungsworte (Link zur Videobotschaft) und Verena Scharf (FH Campus Wien) für die Einblicke in das Spannungsfeld rund um die Berufspraktika während des Studiums.

Wir als obds bleiben jedenfalls mit allen Teilnehmenden und der Fach-Community im Gespräch – damit was weiter geht in der Sozialen Arbeit!

Die besten Fotos finden sie hier. Fotocredit: (c) Stefan Wallner.