Das Bündnis FAIR sorgen! nahm die geplante Budgetrede des Finanzministers zum Anlass und hielt am 17.10.2023 seine „alternative Budgetrede“ vor dem Parlament. In einem 10-Punkte-Plan werden die Notwendigkeit einer Investitionsoffensive in der Care-Arbeit, Armut und Verteilungsgerechtigkeit sowie wirtschaftliche Auswirkungen ebendieser Punkte thematisiert. Wir unterstützen das Statement von FAIR sorgen!, schließen uns ihm inhaltlich an und erweitern dadurch noch den Fokus auf die Soziale Arbeit als Care-Arbeit.
So wie vielen anderen Bereichen der Care-Arbeit fehlt es auch der Sozialen Arbeit oft an Sichtbarkeit. Obwohl sie als Sozialpädagogik und Sozialarbeit mit ihrer unglaublichen Breite an Tätigkeitsfeldern – von Kinder, Jugendliche und Familie, über Straffälligenhilfe bis hin zur Arbeit mit alten Menschen – in allen Gesellschaftsbereichen bzw. über die gesamte Lebensspanne verankert ist und Unterstützung für Menschen in individuellen und strukturellen Krisen bietet, wird ihre Relevanz von der Politik noch nicht vollumfänglich er- und anerkannt. Soziale Arbeit und Care-Arbeit allgemein sind sowohl im alltäglichen Leben als auch in Krisenzeiten, wie sich zuletzt während der Pandemie stark gezeigt hat, aufgrund ihrer Tragfähigkeit von unschätzbarem Wert für die Gesellschaft. In Zeiten multipler Krisen braucht es die Soziale Arbeit als unabhängige Stimme, die sich entsprechend der internationalen Definition der Sozialen Arbeit und der Professionsethik fachlich begründet für die ca. 43.000 Fachkräfte und deren Adressat*innen einsetzt.
Aufgrund der nach wie vor andauernden Kürzungspolitik werden allerdings einerseits die Fachkräfte der Sozialen Arbeit in teils prekäre Arbeitsbedingungen und -verhältnisse gedrängt, andererseits bedeutet dies eine deutliche Qualitätsminderung im Angebot für die Adressat*innen der Sozialen Arbeit mit zu wenig Personal- und Zeitressourcen, resultierenden langen Wartezeiten bis hin zu komplett fehlendem Unterstützungsangebot. Zudem verschärfen fehlende Rahmenbedingungen wie gesetzliche Regelungen (Berufsgesetz) und fehlende Ausbildungsplätze an den Fachhochschulen und Universitäten die Problematik. An die vom Bündnis FAIR sorgen! dargelegten Zahlen anknüpfend, weisen auch wir vom Österreichischen Berufsverband der Sozialen Arbeit (obds) mit allem Nachdruck auf die volkswirtschaftliche Kosten-Nutzen-Rechnung hin, die ganz klar die Notwendigkeit von Investitionsoffensiven in der Care-Arbeit belegen.
Wir fordern ein Ende der Kürzungspolitik im Care-Bereich, das Schaffen guter Rahmenbedingungen für Care-Arbeit und die gesellschaftliche und politische Übereinkunft zur Relevanz der Sozialen Arbeit durch die Umsetzung eines Berufsgesetzes für diese Profession und damit die Qualitätssicherung für die Adressat*innen und die Fachkräfte, den Ausbau qualitativer Ausbildungsplätze und die Erhöhung des Budgets für soziale Dienstleistungen.