Haftbedingungen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Kontext der Covid-19 Krise

Seit dem Beginn der Covid-19 Krise in Österreich und damit einhergehenden Sicherheitsbestimmungen in unterschiedlichen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens, hat sich auch die Situation für Jugendliche in der Justizvollzugsanstalt Klagenfurt stark verändert. Der Jugendtrakt wurde im Zuge dieser Krise aufgelöst und dient jetzt als Quarantänestation. Als Konsequenz dessen, haben sich die Haftbedingungen und der Alltag von Jugendlichen im Strafvollzug massiv geändert. Gerade bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen steht der Resozialisierungsgedanke und damit einhergehende Fokussierungen auf Ausbildung, spezifische sozialpädagogische Betreuungsangebote, Therapiemöglichkeiten, Ausgänge, Freizeit usw. im Vordergrund. Jugendliche die in jungen Jahren eine Haftstrafe antreten, kommen in den meisten Fällen aus brüchigen und zerrütteten Familienverhältnissen und haben in ihren sozialen Bezugssystemen oft unterschiedliche Erfahrungen mit physischer, psychischer, sexueller und emotionaler Gewalt durch Erwachsene gemacht. Ein eigener Jugendtrakt soll junge Menschen, neben den mit dem Resozialisierungsgedanken einhergehenden besonderen Maßnahmen im Jugendstrafvollzug, auch vor neuerlichen Gewalterfahrungen durch Erwachsene schützen. Gerade der Alltag in Justizvollzugsanstalten ist geprägt von Hierarchien, Machtstrukturen, die nicht zuletzt auch stark an physische Überlegenheit geknüpft sind, sowie vielfältige und unterschiedliche Formen von Gewalt. Die Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen die im Zuge der Covid-19 Krise in der Justizvollzugsanstalt Klagenfurt umgesetzt worden sind, fallen demnach deutlich zum Nachteil der Jugendlichen aus und widersprechen in vielen Punkten sogar den angestrebten Zielen des Jugendstrafvollzugs.

In diesem Zusammenhang möchte diese Stellungnahme dafür plädieren:

  • Bei der Zusammenlegung von Inhaftierten den Fokus bewusst auf Homogenität in Bezug auf Alter und Entwicklung zu legen.
  • Das Kontingent für Fußfesseln für Jugendliche und junge Erwachsene zu erhöhen und die Inanspruchnahme dieser zu erleichtern bzw. zu beschleunigen.
  • Die sozialpädagogische, psychologische und sozialarbeiterische Betreuung von jungen Menschen im Strafvollzug zu intensivieren.
  • Trotz Ausgangsbeschränkungen die im Zuge der Covid-19 Krise nachvollziehbar sind, Möglichkeiten zu erarbeiteten die Arbeits- und Wohnungssuche aus der Haft heraus zu erleichtern bzw. zu ermöglichen, um ein gutes Haftentlassungsmanagement dementsprechend gewährleisten zu können.
ÖSTERREICHISCHER BERUFSVERBAND DER SOZIALEN ARBEIT